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Lampe ist der bucklige Knecht der im Schatten und auf Fetzen Papier seines Meisters Kant seine Stücke schreibt. Lampe macht uneigentlichen Blödsinn, bedenkliche Tragödien, Theatervermeisterungen, dramatische Mausefallen, ungehobelte Strudel in unserem wellmade Verhalten.

In Kritik der verletzen Vernunft, Kritik der Fähigkeit, und in der Kritik des Pragmatismus, wird vor allem nach Schwachpunkten in unserem Fortschrittsdenken gesucht.

Der Unterschied zu den meisten Zeitgenossen besteht darin, dass ich immer noch den Fortschritt will. Lampe ist immer noch der Knecht von Kant, wie abwegig und strittig seine Arbeit im Vergleich zu seinem Meister auch sein mag.

Für Lampe ist Theater ein zu einzigartiges Medium um es zu einem Symptom dieser Gesellschaft zu degradieren.

Das Theater von Lampe hat kein Interesse daran einfach nur eine Weltanschauung auf die Bühne zu bringen. Lampe will nicht die vorherrschenden Weltbilder reproduzieren und ein bisschen Kommentar abgeben.

Lampe ist idiotisch genug schamlos an etwas Neuem zu basteln.

Das Theater von Lampe ist wie alle anderen Theater ein Spiegel, allerdings solch ein Spiegel, wie ihn die Schweizerischen Dorfeinwohner schliffen:

Ihr Dorf lag in einem so tiefen Tal, dass die Sonne es nie erreichte.

Eines Tages stiegen sie mit einem Spiegel auf den Berg und seitdem ist der Dorfsplatz für einige Stunden am Tag von der Sonne erhellt.

Kinderleicht, durch die Widerspiegelung der Sonne die nicht zu sehen war, durch die Sonne die nicht durch konnte.

Ein Spiegel von etwas, dass noch nicht da ist, von etwas das nicht da ist - das ist ein Auftrag fürs Theater.

Die Widerspiegelung einer besseren Sonne, ganz pragmatisch zusammengeschustert - noch eine Prise Vorstellungskraft, und Spaß und Todesernst im Spiel.

Die Geschichte von Lampe

Im Achtzehnten Jahrhundert: Lampe war der bucklige Knecht des Philosophen Immanuel Kant in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Als Lampe einmal zu spät kam, wurde er prompt von seinem Meister entlassen. Doch Kant brauchte Lampe und vermisste ihn schrecklich;

Später fand man zwischen Kants privaten Notizen einen Zettel: “Weiterhin probieren Lampe zu vergessen”.

Eine halbe Woche nach der Entlassung wurde Lampe wieder eingestellt.

Im Zwanzigsten Jahrhundert: Anfang des vorigen Jahrhunderts machte ein Forscher namens Lampe dem Nazi Sympathisanten Martin Heidegger Feuer unterm Hintern. Dieser Lampe beschäftigte sich auch mit Geklingel und Gebimmel “Des Seins” und konnte sich trotzdem dem Vorwurf der politischen Correctness entziehen.

Früh Morgens im Einundzwanzigsten Jahrhundert: Pieter De Buysser wird 1999 der Knecht von Lampe und bildet eine Theatergruppe mit dem Namen Lampe. In der Niederländischen Sprache klingt Lampe wie eine Bitte:

Lampe, es werde Licht, doch es gibt kein Licht, es gibt nur Lampen.

Lampe ist zweihundert Jahre später gekommen um seinen Meister einen Dienst an der Moderne zu erweisen, die Aufklärung hat angefangen.

Lampe ist Kants Knecht, er ist der Mann der im Schatten der Aufklärung blieb, vielleicht sogar deren Schatten ist.

Lampe ist das, was die Aufklärung übersah, nicht sehen konnte.

Lampe ist diese unansehnliche Gestalt die der Aufklärung die helfende Hand reicht indem sie sie für verrückt erklärt.

Ein schmutziger Witze-reißer im Niemandsland zwischen Mystik und Skepsis. Ein politischer Netzbeschmutzer.

De Buysser stellt sich vor, dass Immanuel Kants Knecht, in der Ecke seines Meisters Haus in Königsberg drei Kritiken schreibt. Auf den Rändern, auf Schmierzetteln, auf der Rückseite seines Meisters Hauptwerke schreibt Lampe. 

Die Kritik der verletzten Vernunft, (“Het Litteken Lip” (2000), “Lotus Drive” (2001), und “Aangesproken, de as en de boter” (2002)), geschrieben auf der Rückseite von Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Kritik der Fähigkeit, (“Stranden” (2003), “Eekhoornbrood” (2004)), (Glanzen (2007))  da wo Kant die Kritik der Urteilskraft schrieb; Und jetzt die Kritik des Pragmatismus, (“Isaac and all the things he doesn’t understand” (2008),...) dort wo Kant die Kritik der praktischen Vernunft schrieb.

De Buysser macht aus diesen drei Kritiken drei Theatertrilogien, ganz besonderes Theater.

Nach Vollendung dieser Trilogien verschwindet Lampe wieder dorthin, wo er hergekommen ist.

Diese Stücke wurden in den vergangenen Jahren sowohl mit viel Beifall als auch viel Kontroverse von der Presse, dem Publikum, den Kritikern und Denkern empfangen.

Es ist nicht so, dass man auf der Höhe sein muss von dem was Lampe eigentlich ist, auch braucht man nichts über Kant zu wissen oder über irgendwelche anderen philosophischen Kenntnisse verfügen.

Die Stücke stehen für sich, doch zusammen lassen sie Lampe glänzen.

Deshalb ist Lampe der Name einer Theatergruppe: weil Lampe spielt. Der arme Lampe, diese freche, unansehnliche Gestalt ist die Hauptrolle in einem Schattenspiel ohne je selbst auf der Bühne zu stehen.

Er spielt traurig-tapfer, doch mit von Freude geschwellter Brust in einer Aufklärung mit die noch kommen muss.

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